Björn Tschenett beendet Cape Epic

Rennbericht vom Cape Epic

Durch viel Glück bekamen Bernhard Aebli und ich am Swiss Epic 2018 einen Startplatz am berühmten Cape Epic in Südafrika. Mit insgesamt 624 Kilometer sollte es das kürzeste Cape Epic in seiner Geschichte werden. Jedoch war es aber mit insgesamt 16650 Höhenmeter eines der intensivsten. Was sollten also zwei Hobbyfahrer wie wir da unten ausrichten? So trat im Vorfeld ein Freund auf uns zu, der uns auf das Projekt Bike2help brachte. Dafür sammelten wir in den letzten Monaten vor dem Rennen noch fleissig Spendengelder, welche wir grad vor Ort übergeben konnten. Ein schönes Gefühl, welches uns noch lange begleiten sollte.

Doch nun zum Rennen. Bereits 5 Tage vor dem Rennen landeten wir in Kapstadt. Wie ganz normale Touristen erkundeten wir erst mal die Gegend und passten uns so gut es eben ging ans Klima an. Gar nicht so einfach, wenn man direkt aus dem Winter kommt. Am 17. März stand dann der lang ersehnte Start auf dem Plan. Ein Prolog über 21km von Kapstadt an den Table Mountain und wieder zurück. Das Wetter war ehe neblig und nass, was es für uns eigentlich sehr angenehm machte. Wir fuhren auf Nummer sicher und landeten auf dem 177 Rang in unserer Kategorie.

Kurz nach Zielankunft wurden wir nach Hermanus geshuttelt. Von da aus starteten wir am nächsten Tag auf die erste Etappe. Mit 112km und 2700 Höhenmeter war es schon die längste Etappe, sollte jedoch nicht die härteste werden. Mit grossem Respekt nahmen wir die Strecke in Angriff. Schon an diesem Tag merkten wir, dass andere Fahrer ihre Hausaufgaben nicht vollständig gemacht hatten und so konnten wir ab etwa der dritten Fahrstunde einen Rang nach dem andern gutmachen.  Fahrtechnisch war es mitunter ganz schön anspruchsvoll, jedoch kamen wir nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auf dem sandigen Terrain gut zurecht. Was wir da schon sagen konnten war: Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Soweit kamen wir auch gut ins Ziel. Dort konnte ich dann einen Dorn nach dem anderen aus meinen Reifen ziehen. Erfahrungspunkt von diesem Tag: Schweizer Dichtungsmilch reicht für Südafrika nicht :-)

Die zweite Etappe führte uns von Hermanus nach Oak Valley. Mit 86km war es quasi ein Katzensprung. Leider mussten wir heute auch lernen, dass niemand um seine Hausaufgaben rumkommt. Bernhard erwischte nach etwa 3.5 Stunden der Hammermann. Da war das Ziel aber noch einiges entfernt. Darauf bedacht uns möglichst schnell wieder zu erholen, nahmen wir ordentlich Tempo raus und verpflegten uns mehr als gut. Ziemlich platt und total verstaubt kamen wir schlussendlich in Oak Valley an. Offenbar lief es andern noch schlechter, denn wir machten an diesem Tag wieder einige Plätze gut. Was wir aber an diesem Tag schon merkten war, dass die Armut in Südafrika extrem hoch ist. Sogar die Rennfahrer wurden von Kindern angebettelt. Ein Grund mehr Bike2help zu unterstützen.

Die dritte Etappe mit 103km und 2800 Höhenmeter startete mit Nebel und recht feuchtem Wetter. Im Gebirge sank die Temperatur mit jedem Höhenmeter. Am höchsten Punkt herrschte lediglich nur noch 1 Grad. Dies machte vielen Fahrern ernst zu schaffen. So überstanden einige Teams diese Etappe nicht. Bei uns lief es den Umständen entsprechend gut. Wir hatten uns vom gestrigen Hammermann gut erholt und konnten in der zweiten Hälfte der Etappe wieder etwas Boden gut machen. Teilweise wurden wir vom Gebrüll der Paviane verfolgt, was uns zusätzlich anspornte schneller zu fahren. Fahrtechnisch war dies wohl die schwerste Etappe, da es von Schlamm bis staubtrockenen Sand alles hatte. Auch machten die letzten zwei Hügel mit ihren steilen Rampen ganz schön weh. Erleichtert kamen wir wiederum ein paar Ränge besser als gestern im Oak Valley ins Ziel.

Die vierte Etappe war mit einem 43km langen Zeitfahren extrem kurz. Aus diesem Grunde waren viele Fahrer wieder eher nervös. Wir erwarteten ein schnelles Rennen. Die Strecke sollte mit vielen Flowtrails und noch mehr Zuschauern sehr abwechslungsreich werden. Und es war schnell. Sehr schnell. Bald wurde klar, dass wir so nichts reissen konnten und versuchten wieder wie am Prolog auf Nummer sicher ins Ziel zu kommen. Dies gelang uns ganz gut und so konnten wir unseren Gesamtrang in etwa behalten. Soweit so gut. Allerdings konnte sich keiner von uns richtig entspannen an diesem Tag, denn schon am nächsten Tag stand die Queenstage auf dem Programm.

Mit 100km und 2850 Höhenmeter und einem hohen fahrtechnischen Anspruch machte man uns am Morgen schon Angst. Es sollte die härteste Etappe im ganzen Rennen werden. Bei Temperaturen um die 34 Grad verlangte man einiges von uns. Dem entsprechend verhalten sind wir gestartet. Während der gesamten Etappe liessen wir uns auf keine Geplänkel ein und versuchten möglichst solide durch zu kommen. Trotzdem verlangte die extrem staubige Strecke alles von uns ab. Ungefähr 10km vor dem Ziel brach mir das zweite Zahnrädchen in der Schaltung. Deswegen konnte man den letzten Kilometern auch nicht mehr richtig fahren sagen. Mehr humpelte ich noch ins Ziel. Bernhard erlitt unterdessen noch einen Sturz, welcher sein Knie ramponierte. Na ja. Ein wenig Blut muss fliessen. Alles in allem waren wir aber extrem froh, diese Etappe überstanden zu haben, denn an diesem Tag verliessen einige Teams das Feld.

Die 6. Etappe stand mit 86km und 2650 Höhenmeter völlig nicht mehr in unserem Fokus. Mal ernst. Es hörte sich nach einem Katzensprung an. Ein Kinderspiel…… Und es sollte ganz anders kommen. Mit 36 Grad und extrem vielen steilen Rampen forderte diese Etappe weit mehr Körner als die sogenannte Queenstage. Schon bei Streckenhälfte ging mir langsam der Saft aus. Und Bernhard meldete auch nichts Besseres. Unterwegs trafen wir andere Teams, welchen es offenbar gleich erging. Ein Fahrer sammelte sogar die Bidons vom Boden auf, welche andere verloren hatten und trank sie noch leer. Dieser Tag verlangte uns alles ab. Ungefähr 30km vor dem Ziel überschlug es mich noch in einer eigentlich nicht so technischen Abfahrt. Mit blutendem Kinn, Ellbogen und Hüfte erreichten wir völlig am Ende das Ziel. Wir hatten diese Etappe vollkommen unterschätzt.

24. März. Letzte Etappe. Das Grande Finale wartete. Eine Strecke über 70km und 1800 Höhenmeter bis ins Ziel in Val de Vie. Und was soll ich sagen. Es waren alle total überdreht am Start. Die ersten 12 Kilometer legten wir in der Gruppe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26km/h zurück. Und das mit dem Mountainbike. Na toll. Wenn das so weiter geht, ist der Treibstoff schon vor Rennhälfte fertig. Doch als es in die Flowtrails ging beruhigte sich das Feld wieder. Eigentlich konnten wir von da an die letzte Etappe nochmal so richtig geniessen. Zwischendurch konnten wir noch die ein oder andere Attacke starten. Die letzten 10 Kilometer fuhr ich mit einer Ganzkörpergänsehaut. Die Beine brannten zwar, doch mit so vielen Zuschauern und dieser unbeschreiblichen Stimmung konnten wir nicht anders. Ausgepowert bis ans Ende erreichten wir die extrem lange Zieleinfahrt in Val de Vie. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Ein Rennen, was für uns immer unerreichbar war. Wir haben das Cape Epic erfolgreich hinter uns gebracht. Da konnten wir die eine oder andere Träne nicht mehr zurückhalten. Zum Glück gibt es davon keine Beweisfotos ;-). Das Ziel erreichten wir zufrieden auf Rang 125 in der Kategorie Men und auf Rang 235 Overall.

Nun sind jetzt schon einige Zeit vergangen, doch die Erinnerung ist immer noch da. Die Eindrücke und Erfahrungen waren so intensiv. Die Landschaft, die Tiere und die Stimmung bleiben unvergesslich. Was aber ebenso unvergesslich bleibt sind die vielen Kinder welche sich so sehr über unsere Unterstützung gefreut haben. Ihr Lachen war unbeschreiblich. Im gleichen Zug möchte ich mich bei allen bedanken, die uns auf unserem Weg nach Südafrika unterstütz, und uns bei Facebook, Bike2help oder Instagram begleitet haben.

Vielen Dank!!!!             - Björn

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